von unserer Autorin Romina
Verweigerung von Plastik – eine Alternative gegen Vermüllung
Plastik ist ein ernstzunehmendes Problem, dessen Ausmaß immer deutlicher wird. Reste von Kunststoffen, beispielsweise Einwegverpackungen, die meist nur wenige Minuten in Verwendung sind, lassen sich mittlerweile überall auf der Welt in nicht überschaubaren Dimensionen vorfinden. Wie du gleich lesen wirst, spiegeln die Meere diese Problematik ganz besonders deutlich wider. Aufgrund der globalen Auswirkungen von Plastikmüll ist zukunfts- sowie lösungsorientiertes Denken und Handeln heutzutage eine dringende Notwendigkeit.
Wir haben uns dazu einige Gedanken gemacht und möchten dir, liebe*r Leser*in, anhand wissenschaftlicher Fakten aufzeigen, wie wichtig Veränderungsstrategien jetzt sind, aber auch, was für eine große Rolle du als Einzelperson darstellst und wie du mittels Verweigerung von Plastik eine positive Welle zum Schutz der Umwelt auslösen kannst!
Vermüllung mit Kunststoffen – das Meer als klares Beispiel
Um Lösungen zu generieren, ist zunächst die Veranschaulichung der Problematik notwendig. Plastikmüll ist zweifelsohne an allen Ecken und Enden der Welt allgegenwärtig. Es begleitet uns beim Weg in die Arbeit, beim Zähneputzen, beim Kochen oder im Urlaub am Meer.
Apropos Meer – Hast du schon einmal vom großen pazifischen Müllfleck (Great Pacific Garbage Patch) gelesen? Hier handelt es sich um eine vom Nordpazifikwirbel entstandene Insel aus 1,8 Billionen Plastikteilchen (Bilanz steigend). Der Great Pacific Garbage Patch wurde 1997 vom Seemann Charles Moore zwischen Hawaii und Kalifornien entdeckt und ist mittlerweile die weltweit größte Ansammlung von Ozean-Plastik.
Selbst die Tiefsee bleibt von Kunststoffresten aller Art nicht verschont. Wissenschaftler der Newcastle University untersuchten die sechs tiefsten Stellen der Weltmeere, beispielsweise im Challengertief, dem tiefsten Punkt der Erde, und sammelten rund 90 Organismen ein. Fast alle der gesammelten Lebewesen hatten Plastik in ihren Mägen. Von halbsynthetischen Zellulosefasern bis hin zu Resten von Plastikflaschen, Fischernetzen oder Verpackungsmaterial. Solche bis zu 5 Millimeter kleinen Überbleibsel von Kunststoffprodukten werden Mikroplastik genannt. Das Waschen von synthetischen Textilien sowie der von Kraftfahrzeugen erzeugte Reifenabrieb machen laut IUCN 63 Prozent der im Meer gesammelten Mikroplastikteilchen aus. Die restlichen 37 Prozent setzen sich aus Feinstaub, Abtrag von Straßenmarkierungen, Schiffsbeschichtungen, Rückständen aus Kosmetika sowie Plastikpellets zusammen. Als Verbreitungswege von Plastik, ergo Mikroplastik, zählen unter anderem Kläranlagen, Abfalldeponien, Luft und Grundwasser.
Anthony L. Andrady, Chemiker des amerikanischen Research Triangle Institutes, sagt: „Jedes kleine Stück Kunststoff, das in den letzten 50 Jahren hergestellt wurde und ins Meer gelangte, ist dort immer noch irgendwo“.
Garbage Patch
https://theoceancleanup.com/great-pacific-garbage-patch/
Charles Moore
https://www.ted.com/talks/charles_moore_seas_of_plastic
Arten von Plastik
https://www.global2000.at/plastikarten
Studie Newcastle Uni
https://www.nature.com/articles/s41559-016-0051
Anthony L. Andrady Studie
https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0025326X11003055
Die gute Nachricht?
Die Plastikverschmutzung könnte bis 2040 um fast 80 Prozent gesenkt werden. Zumindest theoretisch, denn dies ist nur machbar, wenn überall auf dem Globus konsequente Anstrengungen durchgesetzt würden, welche sowohl beim Konsum und bei der Nutzung als auch bei der Verarbeitung und dem Plastikmüll-Recycling ansetzen. Zu diesem Schluss kommt ein internationales Team der NGO The Pew Charitable Trusts sowie Wissenschaftler*innen mehrerer Forschungseinrichtungen.
Studie: https://science.sciencemag.org/content/369/6510/1455
Organisationen als Vorreiter zur Rettung der Meere und Gewässer
Das wundervolle Projekt The Ocean Cleanup, welches vom ehemaligen Luft- und Raumfahrttechnik Studenten Boyan Slat ins Leben gerufen wurde, stellt ein sehr gutes Beispiel für optimistisches Handeln dar. Nachdem Slat 2011 als 16-jähriger beim Tauchen in Griechenland mehr Müll als Fische entdeckt hatte, war er so entsetzt, dass er von diesem Tag an ein Ziel verfolgte: 90 Prozent des Plastikmülls aus Flüssen und Meeren einsammeln. Für diese schier unmögliche Aufgabe erfand er unter anderem den Interceptor, der in den am stärksten verschmutzten Flüssen der Welt platziert und durch Solarenergie betrieben werden kann. Dort fängt der Interceptor Müll aus den Flüssen, bevor sie ins Meer gelangen können. Seine anfangs als naiv abgestempelte Konzeptionen gelten nun weltweit als die ersten skalierbaren Lösungen zur Prävention der Meeresverschmutzung.
Auch in Österreich bewegt sich was. Die Menschen hinter dem Projekt Plastic Free Danube haben sich zum Ziel gemacht, Kunststoffabfälle an der Donau zu untersuchen, Daten über das Ausmaß der momentanen Verschmutzung zu sammeln und dementsprechend Aktionspläne gegen Plastikabfälle zu erstellen. Das Team hat neben diesem auch schon ein Folgeprojekt, in dem es um die Stärkung des transnationalen Wassermanagements und der Prävention von Hochwasserrisiken geht.
The Ocean Cleanup
https://theoceancleanup.com
Interceptor Beitrag
https://theoceancleanup.com/updates/interceptor-series-production-to-start/
Plastic Free Danube
https://www.viadonau.org/unternehmen/projektdatenbank/aktiv/plasticfreedanube/
Folgeprojekt: http://www.interreg-danube.eu/approved-projects/tid-y-up
Warum jeder Mensch zählt
Wir Menschen sind durchaus in der Lage ökologisch wertvolle Konzepte aus einem gegenteiligen Status quo zu erschaffen. Natürlich geben aber nicht nur Organisationen wie The Ocean Cleanup oder Plastic Free Danube den Ton zur Rettung der Meere und Umwelt an. Wir Wiener*innen und alle anderen Individuen auf dieser Erde sind ein mindestens genauso großer Teil davon.
Wir erinnern uns: Die Plastikverschmutzung könnte bis 2040 um fast 80 Prozent gesenkt werden, wenn überall auf dem Globus konsequente Anstrengungen durchgesetzt würden, welche sowohl beim Konsum und bei der Nutzung als auch bei der Verarbeitung und dem Plastikmüll-Recycling ansetzen. Das bedeutet, dass jede*r Einzelne am Zug ist und mittels nachhaltigem Konsum und Nutzen von Plastik einiges bewirken kann. Ein gemeinschaftliches Handeln würde die Politik, Wirtschaft und Industrie zu Veränderungen auffordern. Je mehr Menschen Plastik verweigern, desto eher werden die Großindustriellen reagieren und desto mehr kann man bereits engagierte Organisationen indirekt unterstützen.
Nein Danke, lieber ohne!
Was wäre, wenn man Plastik ab sofort so gut es geht verweigern würde? Ganz nach dem Motto Nein Danke, lieber ohne!
Zur Plastikverweigerung im Alltag gibt es dutzende Anhaltspunkte.
Da wäre beispielsweise
- das Einkaufen ohne Plastikverpackungen. Bewusst unverpackt und LIEBER OHNE Einwegverpackungen einzukaufen setzt ein eindeutiges Zeichen und könnte Beteiligte, etwa den/die Verkäufer*in, zum Nachdenken anregen. Ein Plastiksackerl wäre ohnehin nur wenige Minuten in Verwendung. Wieso also nicht zu Alternativen greifen?
- die Vielfalt von Alternativen zu Plastikprodukten, die es ermöglicht, gänzlich auf Plastik zu verzichten. Um nur wenige Beispiele zu nennen, gäbe es die gute alte Tragetasche aus Baumwolle, kompostierbare Müllbeutel oder Lunchboxen aus Edelstahl.
- das Thema Recycling. Obgleich Recycling einen umweltfreundlichen Kern darstellt, so geht es auch mit einigen Problemen einher. In einem sehr ausführlichen, mit Infografiken bestückten Bericht des EU Parlaments zum Thema Plastikmüll und Recycling in der EU steht: “Weniger als ein Drittel der Kunststoffabfälle in Europa wird recycelt.“ Dieser sehr geringe Anteil des Kunststoff-Recyclings bedeutet immense Verluste für die Umwelt, aber auch die Wirtschaft. Wer gar nicht erst zu Plastik greift, verhindert diese Problematik.
Natürlich ist Plastik verweigern keine leichte Aufgabe, zumal es sich quasi an jeder Ecke befindet und man sich für dieses Vorhaben gezielter bewegen und vorbereiten muss. Die Verweigerung von Plastik baut nichtsdestotrotz auf einem hohen Mehrwert sowohl für Mensch als auch für Umwelt auf und jeder kleine Schritt in diese Richtung dient dem Wohl aller Beteiligten. Ein Paradigmenwechsel ist jetzt wichtiger denn je!
Gemeinsam in die Zukunft
Wir dürfen nicht vergessen, dass wir Menschen zwar die Ursache, gleichzeitig aber auch die Lösung des Problems sind. Wenn wir bewusst hinsehen, verändert sich unser Blickwinkel. Von da an sind wir bereits Teil der Lösung und dann heißt es nur noch Handeln. Für dich selbst, für die Umwelt, für die Tiere, für deine Mitmenschen, für die Gegenwart und die Zukunft!